Ältere Arbeitskräfte in der Schweiz und der OECD

Die Schweiz weist im Vergleich zu anderen OECD-Staaten eine der höchsten Erwerbsquoten bei den über 55-Jährigen auf. Dennoch kommt die OECD in ihrem aktuellen umfassenden Bericht zur Situation der älteren Arbeitnehmenden zum Schluss, dass eine Gesamtstrategie helfen würde, das Altersmanagement in den Betrieben zu verbessern. Die Behörden sollen die Sozialpartner ermutigen, älteren Arbeitnehmenden bessere Angebote und Anreize zur Weiterarbeit bis ins Pensionsalter und darüber hinaus zu bieten.

Gute Arbeitsmarktintegration im internationalen Vergleich

Im Hinblick auf die Beschäftigungsquote älterer Menschen befindet sich die Schweiz in der Spitzengruppe der OECD-Länder. 2012 lag sie mit einer Beschäftigungsquote von 70,5% der 55-64-Jährigen hinter den nordeuropäischen Ländern Island (79,2%), Neuseeland (73,9%), Schweden (73,1%) und Norwegen (70,9%), jedoch fast 17 Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt (54%). Die Erwerbslosenquote gemäss internationaler Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) lag für die 55- bis 64-Jährigen mit 3,1% im Jahr 2012 nur halb so hoch wie im OECD-Durchschnitt (6%).

_Soziodemographische Disparitäten bei Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer 2011  
Sozioprofessionelle Kategorien der Arbeitnehmenden ab 55 - OECD 2011  
Strategien der Unternehmen zur Deckung von Arbeitskräftebedarf _ CH  
Alle Grafiken und Tabellen: OECD/Seco
 

Einschränkungen relativieren das Bild

Allerdings befindet sich die Schweiz nur bei Männern unter 60 Jahren und bei Hochschulabsolventen unter den Besten; bei den 60-64-Jährigen, den Frauen und Personen ohne Hochschulabschluss ist sie schon nicht mehr vorne mit dabei. Zwar liegt die Schweiz bei der Beschäftigungsquote nach Vollzeitäquivalenten bei den Männern im Alter von 55-64 Jahren weiterhin auf einem der vorderen Ränge (5. Platz hinter Island, Schweden, Neuseeland und Norwegen), bei den Frauen der gleichen Alterskategorie fällt sie jedoch vom 7. auf den 15. Platz zurück, was in erster Linie daran liegt, dass die Schweiz das OECD-Land mit dem höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten unter den 55-bis 64-jährigen Arbeitnehmenden ist. 2012 lag dieser Anteil bei den Männern bei 16%, bei den Frauen jedoch fast vier Mal höher, so waren 59% der 55-bis 64-jährigen Schweizerinnen in Teilzeitbeschäftigung, die Schweiz wurde hier nur von den Niederlanden übertroffen (66 % ).

Nur leicht gestiegen

Ausserdem ist die Beschäftigungsquote der 65-bis 69-Jährigen in der Schweiz seit Anfang der 2000er Jahre nur leicht gestiegen (+ 2,7 Prozentpunkte gegenüber + 3,6 im OECD-Durchschnitt zwischen 2002 und 2012) und hat im Jahr 2012 20,3% erreicht, womit die Schweiz in diesem Vergleich weit hinter Island (48%) auf dem 14. Platz der 34 OECD-Länder liegt.

Und wie in den anderen OECD-Ländern haben es arbeitslose ältere Menschen auch in der Schweiz deutlich schwerer als jüngere, wieder aus der Arbeitslosigkeit heraus zu kommen, sollten sie davon betroffen sein. Dies ist verstärkt der Fall bei Frauen und Personen mit niedrigem Bildungsniveau.

Massnahmen fortsetzen 

Die zusammengefasst guten Ergebnisse der Schweiz führt die Studie im Wesentlichen auf günstige Bedingungen zurück. Im Vergleich zu vor zehn Jahren hätten sich die Anreize für längeres Arbeiten und die Beschäftigungsfähigkeit von älteren Arbeitskräften verbessert. Im Bericht empfiehlt die OECD der Schweiz deshalb, den eingeschlagenen Kurs weiter zu verfolgen. Dazu gehört die Umsetzung der im Reformprojekt Altersvorsorge 2020 vorgesehenen Massnahmen für längeres Arbeiten oder der konsequente Einsatz von Massnahmen zur Arbeitsmarktintegration älterer Personen in der ALV, in der IV und auch in der Sozialhilfe.

Gesamtstrategie auf drei Pfeilern

Die OECD empfiehlt der Schweiz, eine Gesamtstrategie zu verfolgen und weitergehende Massnahmen in den folgenden drei Bereichen zu ergreifen:

  • Anreize für längeres Arbeiten verstärken
  • Hindernisse für die Rekrutierung von älteren Arbeitnehmenden beseitigen
  • Beschäftigungsfähigkeit von älteren Arbeitskräften verbessern.
  • Stärkerer Einbezug der Sozialpartner

Informationen gefragt

Den grössten Nachholbedarf ortet die OECD bei der Beseitigung von Hindernissen für die Rekrutierung älterer Arbeitskräfte. Sogar von Altersdiskriminierung ist die Rede. Diese soll weiter bekämpft werden. Hier sieht die OECD vor allem die Sozialpartner in der Verantwortung. Sie sollen ein besseres Altersmanagement betreiben, Investitionen in die berufliche Weiterbildung auch von älteren Arbeitnehmenden ermöglichen und die Entlohnung stärker an der Produktivität als am Alter orientieren. Die OECD empfiehlt den Schweizer Behörden, eine aktivere Rolle zu spielen. Eine Möglichkeit ist die Einbindung der Unternehmen in die Umsetzung der Fachkräfteinitiative oder die vermehrte Verbreitung von Informationen zum Thema Altersmanagement in den Betrieben.

 Zur Studie

 

25.10.2014 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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