Firmenkonkurse und -gründungen Jan. + Feb. 2015

Ruhe vor dem Sturm?

Ende Februar 2015 sieht die Lage bei den Firmeninsolvenzen noch gut aus: So gingen im Januar und Februar 2015 in der Schweiz nur 745 Firmen konkurs, was einer Abnahme um 10 % gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Aufgrund der Aufhebung der Euro/Franken-Kursgrenze im Januar 2015 erwartet Bisnode D&B allerdings einen Anstieg der Insolvenzen in den Branchen, die vom Euro-Raum besonders abhängig sind.

Aktuell existieren grosse branchenspezifische Unterschiede beim Insolvenzrisiko: Im Baugewerbe war dieses 3,6 mal und im Gastgewerbe 2,6 mal höher als der Durchschnitt. Doch nicht nur die Anzahl der Konkurse nahm ab, sondern auch die Neueintragungen. Mit 6‘494 neuen Unternehmen wurde der Wert des Vorjahres um 7 % unterschritten. Während es im Gastgewerbe und bei den Unternehmensdienstleistern zu besonders vielen Gründungen kam, lagen der Maschinenbau sowie das Druck- und Verlagsgewerbe weit zurück.

Firmenkonkurse Jan. - Feb. 2015  
Firmenkonkurse Feb. 2015  
 Konkursrisiko nach Branchen Jan.-Feb. 2015  
 Firmengründungen Jan.-Feb. 2015  
 Firmengründungen Feb. 2015  
 Gründungsintensität nach Branchen Jan.-Feb. 2015  

Weniger Firmenkonkurse als im Vorjahreszeitraum

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2015 wurde über 745 Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet. Dies ist eine Abnahme um 10 % gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr. Während die Anzahl der Insolvenzen in der Nordwestschweiz und im Tessin anstieg, sank sie in allen anderen Grossregionen der Schweiz. Diese grundsätzlich positive Entwicklung wird kaum anhalten: Bisnode D&B erwartet aufgrund der Aufhebung der Franken/Euro-Kursgrenze eine Zunahme der Firmenpleiten, die durch den „Domino-Effekt“ – also die Ansteckung durch Geschäftspartner – noch weiter verschärft wird.

Im Februar 2015 wurden 417 Unternehmen zahlungsunfähig. Dies sind 5% mehr als im Vorjahresmonat.

Konkurse durch Organisationsmangel

Seit Anfang 2008 ist in der Schweiz das „Konkursverfahren ohne Konkurseröffnung“ gemäss Obligationenrecht Artikel 731b in Kraft. Dieses regelt das Vorgehen bei sogenannten Organisationsmängeln von Firmen: Wenn ein notwendiges Organ einer Firma fehlt oder wenn die Organe nicht rechtmässig zusammengesetzt sind, kann ein Aktionär, ein Gläubiger oder der Handelsregisterführer beim Richter beantragen, dass Massnahmen getroffen werden. Eine der möglichen Massnahmen ist die Liquidation nach den Vorschriften über den Konkurs. Dabei werden die Firmen gemäss dem Konkursverfahren aufgelöst, ohne dass dabei eine Zahlungsunfähigkeit vorliegt. Somit ist also neben dem Konkurs durch Insolvenz auch ein Konkurs durch Organisationsmangel möglich.

Bisnode D&B wertet die Konkurse nach beiden Ursachen aus, soweit dies aus den Konkurspublikationen ersichtlich ist (siehe Tabelle Firmenkonkurse). Im Januar und Februar 2015 gingen in der Schweiz 953 Unternehmen in ein Konkursverfahren. Davon kamen 745 Fälle durch Insolvenz und 208 Fälle durch die Anwendung von OR Artikel 731b zustande. Die Konkurseröffnungen durch Organisationsmängel machten somit 21 % aller Konkurse aus. Die Zahl der Konkursverfahren ohne Konkurseröffnung gemäss OR 731b nahm im Vorjahresvergleich gesamtschweizerisch um 26 % ab.

Bisnode D&B analysierte das Insolvenzrisiko verschiedener Branchen in den ersten beiden Monaten des Jahres 2015. Dazu wurde die Anzahl der Insolvenzen im Verhältnis zum Bestand an Firmen in der jeweiligen Branche betrachtet. Der Wert 100 entspricht dem durchschnittlichen Konkursrisiko aller erfassten Firmenkonkurse durch Insolvenz in der Schweiz. Ein Wert über 100 bedeutet also ein überdurchschnittliches Konkursrisiko.

Besonders viele Insolvenzen gab es im Baugewerbe: Hier war das Pleiterisiko ganze 3.6 Mal höher als der Durchschnitt. Doch auch das Gastgewerbe war besonders stark insolvenzgefährdet, gefolgt von den Handwerksbetrieben und dem Landverkehr/Logistik. Sehr sichere Branchen sind dagegen die Präzisionsinstrumente- und Uhrenindustrie, die Immobilienmakler und –verwaltungen sowie der Maschinenbau.

Neueintragungen von Unternehmungen ins Handelsregister

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2015 wurden 6‘494 Unternehmen neu im Handelsregister eingetragen. Dies sind 7% weniger als in der Vorjahresperiode. Die Anzahl Neugründungen sank in allen Grossregionen der Schweiz. Nur in fünf Kantonen kam es zu einem Zuwachs. In allen anderen Kantonen wurden weniger Unternehmen als im Vorjahr gegründet, wobei der Rückgang am stärksten in Bern und im Jura (-16%) sowie im Tessin (-15%) war.

Im Februar 2015 wurden 3‘279 Unternehmungen neu ins Handelsregister eingetragen. Dies entspricht einer Abnahme um 8% gegenüber dem Vorjahresmonat.

Gründungsintensität einzelner Branchen

Für die Analyse die Gründungsintensität in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres wurden die Gründungen in Bezug zum Bestand an Firmen in der jeweiligen Branche gesetzt. Somit lässt sich feststellen, wie stark die relative Zahl an Neugründungen von Firmen pro Branche ist. Die gründungsstärksten Branchen waren das Gastgewerbe, die Unternehmensdienstleister sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie.

Löschungen von Unternehmen aus dem Handelsregister

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2015 wurden gemäss Bisnode D&B 4‘573 Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht. Dies ist eine Abnahme um 3% gegenüber dem Vorjahr. Im Tessin stieg die Anzahl der Löschungen um 59 Prozent und in Zürich um 8%. In allen anderen Regionen nahm die Anzahl der Löschungen ab.

24.03.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

MEHR ZU DIESEM THEMA

1. KOF Globalisierungsindex 2016
Schweiz: 2 vor auf Rang 5
2. Seco warnt erneut
Achtung: Adressbuchschwindel
3. Reduktion von Regulierungskosten
Mehrwertsteuer und Baurecht mit grösstem Potenzial
4. Arbeitskräfteangebot im 4. Quartal 2015
Schweiz im Gegenstrom der EU
5. KOF Investitionsumfrage
Unsicherheit als Grund für anhaltende Investitionsschwäche
6. Konsumentenstimmung
Für Frühlingsgefühle noch zu früh
7. Schweizer Detailhandel 2015
Historischer Umsatzrückgang
8. Schweizer Patentbox im europäischen Vergleich
Mit moderaten Gewinnsteuersätzen bleibt die Schweiz attraktiv


TOP ARTIKEL

1. New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
2. KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
3. Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
4. Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
5. Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
6. Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses

TOP AKTUELL

soeben aufgeschaltet
New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses
Tallinn-based NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence welcomed Peter Pellegrini
Slovakia´s Deputy PM Peter Pellegrini Briefed on Recent Developments in Cyber Defence
3D printing
World's Largest Search Engine for 3D Printable Models Launched
Nicht den Estnischen Klimaverhältnissen
Elron muss hunderte Räder ihrer Züge auswechseln
Freelancer or team?
Teamwork Remains Important, even in the Grasshopper Age

MEIST GELESEN

1. Trends im globalen Urbanisierungsprozess
Wir leben immer städtischer
2. Fachausweis-Feier
74 neue Bereichsleiter/innen Hotellerie-Hauswirtschaft
3. KOF Winterprognose 2013
Die wichtigsten Indikatoren im grünen Bereich
4. Gefahrgut-Logistik
Mehr als nur Spezialgebiet
5. Hochregal-Lagertechnik
Holz statt Stahl – eine interessante Alternative
6. Instandhaltung-Marktspiegel
Der Wandel ist überall zu spüren
7. Kauft China Europa?
Chinesen setzen auf Technologie und Brands
8. Konjunkturprognosen 2012/13
Zuversicht stärker als Skepsis