Softwaresimulation als Teststandard

LSP-Systemcheck am virtuellen Gabelstapler

Mit dem Linde Safety Pilot (LSP) brachte Linde Material Handling ein bislang einzigartiges Assistenzsystem für Gabelstapler auf den Markt. Der LSP überwacht im Betrieb fortlaufend Parameter wie Hubhöhe, Lastschwerpunkt, Lastgewicht und Geschwindigkeit und warnt den Fahrer, sobald er sein Fahrzeug in den Grenzbereich bewegt. Wenn gewünscht, greift das LSP-System aktiv in die Fahrzeugsteuerung ein, verlangsamt z. B. den Stapler oder schränkt die Mastbewegung ein. Damit verbessert Linde die Sicherheit beim Arbeiten mit Gabelstaplern signifikant. Parallel zur Entwicklung des LSP auch ein „Hardware in the Loop“-Testverfahren (HIL) aufgegriffen, welches ermöglicht, das komplexe Systeme wie LSP oder andere elektronische Steuerungen an virtuellen Staplermodellen zu prüfen und auf dieser Basis weiterzuentwickeln.

Linde Softwaretest
Der Linde Software-Simulator für Staplerfahrzeuge.

 Der Linde Safety Pilot war zuerst für die Elektrogabelstapler im Traglastbereich von zwei bis fünf Tonnen verfügbar. In diesen beiden Baureihen bietet Linde Material Handling 34 verschiedene Fahrzeugmodelle an, hinzukommen etliche Mastvarianten und Anbaugeräte – für jede dieser Varianten muss das Assistenzsystem ausgelegt und getestet werden. „Mit unserem ‚Hardware in the Loop‘-Verfahren schaffen wir sehr  schnell und kosteneffizient Neuentwicklungen am virtuellen Staplermodell zu testen und Innovationen rascher zur Serienreife zu bringen“, erklärt Hans-Joachim Wenzel, Leiter im Entwicklungszentrum von Linde Material Handling. „Solche modernen Entwicklungstechnologien müsse man einsetzen, um unsere technologische Marktführerschaft zu festigen und weiter auszubauen.

 Vom manuellen Steuerungstest zum vollautomatisierten Softwaretest

 Nahezu alle Funktionen an einem Gabelstapler von Linde werden heute elektronisch gesteuert. Das Fahrzeug fährt und arbeitet überwiegend „by wire“, ohne direkte mechanische oder hydraulische Kraftübertragung. Die Versuchsingenieure müssen verifizieren, dass alle elektronischen Systeme, insbesondere sicherheitsrelevante wie elektronische Lenksysteme, Maststeuerung per Joystick oder komplexe Assistenzsysteme wie das LSP-System, zuverlässig unter allen äusseren Bedingungen funktionieren. Im Fehlerfall müssen die integrierten Sicherheits- und Überwachungssysteme das Fahrzeug in einen sicheren Zustand überführen.

Linde-Stapler im Einsatz
Manuelle Linde-Teststrecke für Stapler.

 Für diese Tests wurden in der Vergangenheit Fahrzeug und Steuergeräte über Messadapter verbunden und manuell mit Kurzschlüssen, Leitungsunterbrechungen und Störsignalen beschaltet, um z. B. zu prüfen, dass alle aus Sicherheitsgründen redundant ausgeführten Schaltungen auch bei Fehlern keine ungewollte Fahrzeugbewegung zulassen. Das Verfahren erforderte über tausend Einzelprüfschritte, die durchzuführen, zu bewerten und zu dokumentieren waren.

 Daraufhin etablierte Linde ein teilautomatisiertes System, das die elektronischen Systeme aber nach wie vor am reellen Fahrzeug testet. Dieses „Vehicle in the Loop“ genannte Verfahren wird nun nach und nach durch das HIL-System abgelöst. Basis für die Computer-generierten Softwaremodelle, die den Gabelstapler mit sämtlichen Fahr- und Hubmasteigenschaften virtuell abbilden, sind unzählige Daten aus dem CAD, aus Messungen und Versuchen. Das errechnete Modell wird mittels eines reellen Referenzfahrzeugs validiert und optimiert, bis Simulation und realer Test nahezu gleiche Ergebnisse liefern. So entsteht ein virtueller Modellbaukasten, der alle Bauformen und Ausstattungsvarianten abdeckt und nach dem die Ingenieure ihre Versuchsfahrzeuge im HIL-System konfigurieren. So kann auch der Einfluss von Neuentwicklungen auf die Fahrzeugeigenschaften bewertet werden, ohne dass Prototypen gebaut und getestet werden müssen – zeit- und kosteneffizient.

 Virtueller 360-Grad-Blick aus dem Gabelstapler

 Softwaregestützte Testverfahren halten im Fahrzeugversuch bei Linde aber auch bei Normtests zur Verifizierung der Betriebssicherheit von Gabelstaplern Einzug. Mit dem Softwareunternehmen Renow hat Linde ein IT-System für die Sichtfeldanalyse nach ISO 13564 entwickelt. Mit den CAD-Daten wird darin eine 3-D-Ansicht des Fahrzeugs erzeugt und der Entwicklungsingenieur kann mit einer Datenbrille die Sichtverhältnisse aus der Fahrerposition in einer 360-Grad-Rundumsicht bewerten. Schon in der Entwicklungsphase können so Sichttests normgerecht ausgeführt, aber auch neue Hubmastkonzepte geprüft und verbessert werden, um die optimale Mastdurchsicht zu gewährleisten.

 

Am Linde-Prüfstand
Im Testlabor der Linde Material Handling.

Ingenieure und Experten verifizieren das Leistungsversprechen

Unsere Fahrzeuge stehen seit Jahrzehnten für Sicherheit, Robustheit, Leistungsfähigkeit und nicht umsonst sind Linde-Stapler oft in extremen Anwendungen unterwegs“, betont Hans-Joachim Wenzel. „Gemeinsam mit der Entwicklung arbeitet der Versuch daran, dass unsere Fahrzeuge hier mit jeder neuen Baureihe wieder die Standards setzen und von Baureihe zu Baureihe besser werden.“ Die neuen IT-gestützten Testverfahren seien dabei nur ein Teil eines umfassenden Versuchsprogramms, in dem Linde Material Handling sicherstellt, dass die Fahrzeuge gesetzliche Normanforderungen bei der Sicherheit und darüber hinaus die selbst gesteckten Anforderungen des Unternehmens auch im harten Arbeitseinsatz erfüllen.

 Dafür hat Linde eine Vielzahl eigener Testverfahren entwickelt und ein Versuchszentrum mit sechs Teststrecken und Fahrparcours, 25 Grossprüfständen für Komponententests sowie eine Vielzahl von Kleinprüfständen aufgebaut. Dort arbeiten Spezialisten, welche die Baugruppen und Komponenten monatelangen Dauerbelastungstests unterziehen, die Kippstabilität der Fahrzeuge prüfen, deren Einsatztauglichkeit bei extremen Temperaturen testen und die Auswirkungen von Unfällen auf das Fahrzeug und die Sicherheit des Fahrers messen und bewerten. Auch hier wird eine ganze Reihe von Crash- und Anfahrtests durchgeführt, werden Lasten und Gegenstände auf die Stapler fallen gelassen und Bauteile wie Batterietüren mit Staplerzinken angefahren, um sicherzustellen, dass Fahrer und Umfeld sicher sind.

 Kontakt:

Linde Material Handling, www.linde-mh.com,

In der Schweiz: Alte Dübendorferstrasse 20, CH-8305 Dietlikon, Tel. +41-(0)44-835-23-05, www.linde-mh.ch

 

04.10.2015 | Autor Hans Joachim Behrend   -> Drucken

MEHR ZU DIESEM THEMA

1. Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
2. Nicht den Estnischen Klimaverhältnissen
Elron muss hunderte Räder ihrer Züge auswechseln
3. Sold in 22 countries
New Milestone for Volvo's Hybrid Buses - 3000 units sold
4. Autonomous vehicles get new chips
OpenSynergy paves way for next-generation autonomous devices with virtualization for ARM’s most advanced real-time processor
5. 1.800 Kilometer langen Übertragungsleitung werden mehr als 80 Millionen
ABB erhält Grossauftrag über 640 Millionen US-Dollar für Hochspannungsleitung in Indien
6. A new era for in-car productivity
Volvo Cars adds Microsoft’s Skype for Business to its 90 Series cars
7. Neuen Verkehr in Tallinn
Erste selbstfahrenden Busse im nächsten Jahr
8. First autonomous shipping solution
Autonomous Maritime Ecosystem Starts in Finland


TOP ARTIKEL

1. New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
2. KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
3. Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
4. Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
5. Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
6. Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses

TOP AKTUELL

soeben aufgeschaltet
New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses
Tallinn-based NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence welcomed Peter Pellegrini
Slovakia´s Deputy PM Peter Pellegrini Briefed on Recent Developments in Cyber Defence
3D printing
World's Largest Search Engine for 3D Printable Models Launched
Nicht den Estnischen Klimaverhältnissen
Elron muss hunderte Räder ihrer Züge auswechseln
Freelancer or team?
Teamwork Remains Important, even in the Grasshopper Age

MEIST GELESEN

1. Trends im globalen Urbanisierungsprozess
Wir leben immer städtischer
2. Fachausweis-Feier
74 neue Bereichsleiter/innen Hotellerie-Hauswirtschaft
3. KOF Winterprognose 2013
Die wichtigsten Indikatoren im grünen Bereich
4. Gefahrgut-Logistik
Mehr als nur Spezialgebiet
5. Hochregal-Lagertechnik
Holz statt Stahl – eine interessante Alternative
6. Instandhaltung-Marktspiegel
Der Wandel ist überall zu spüren
7. Kauft China Europa?
Chinesen setzen auf Technologie und Brands
8. Konjunkturprognosen 2012/13
Zuversicht stärker als Skepsis