FM im Gesundheitswesen - Tagung

Leistungszuordnjung und Messbarkeit

Nach der fmpro-Generalversammlung fand am Nachmittag, 2. April 2014 in Solothurn die Fachtagung «Facility Management im Gesundheitswesen» statt. Mit drei Referatsblöcken und einem Podiumsgespräch wurden über Innovationen aus Wissenschaft und Praxis berichtet. 

Unser Verband fmpro, das Institut für FM an der ZHAW sowie Reso Partners haben gemeinsam den «Think Tank Healthcare» gegründet. Bekannt ist, dass die nichtmedizinischen Leistungen in den Spitälern zwischen 30 und 40 Prozent Anteil haben und vor allem Aufgaben des Facility Managements umfassen. Auf Grund der Einführung des SwissDRG Fallpauschalensystems entstand eine gewisse Kostentransparenz. Deshalb ist es wichtig, eine Definition aller FM-Leistungen deren Zuordnung vornehmen zu können. Der Think Tank hat nun ein Leistungszuordnungsmodell erarbeitet, das sich weitgehend auf die Europäische SN Norm 15221-4 stützt.

Nach der Einführung der fmpro-Präsidentin Susanne Baumann kamen von Seiten der Wissenschaft Dr. Susanne Hofer und Nicole Gerber, vom Institut für Facility Management der ZHAW in Wädenswil, zu Wort.  Die Dozentin und Leiterin der Kompetenzgruppe Hospitality Management an der ZHAW, Susanne Hofer, berichtete vom Beginn der Forschung, die aus Daten sammeln und bearbeiten bestand. Damit wurde die Zusammenarbeit mit Spitälern gesucht und gefunden, um auch an die entsprechenden Daten zu kommen. Auch Zahlen und Informationen aus dem Auslandwurden berücksichtigt. Es ging darum, die Kostenwahrheit zu finden und die einzelnen FM-Leistungen klar zu definieren, wie Susanne Hofer ausführte. Als eine Erkenntnis der bisherigen Forschung hätten sich für die Zukunft der Spitäler zwei Möglichkeiten herausgebildet: externe Dienstleister- sowie private Finanzierungskonzepte.

Leistungszuordnungsmodell in Vernehmlassung

Nicole Gerber, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin am IFM an der ZHAW in Wädenswil, ging dann auf die detaillierteren Untersuchungen und Arbeiten des Think Tanks ein und verwies kurz auf die Finanzierung dieser Studien durch fmpro-Mitgliederbeiträge. Zur Strukturierung der Themen untersuchte man die internationalen FM-Normen im Bereich Healthcare wie SN-EN 15221-4 Facility Management: Taxonomie, Klassifikation und Strukturen im Facility Management (Europa/Schweiz), ProLeMo (Schweiz/Europa), OPIK (Karlsruher Institut für Technologie) und Vorgaben NHS (National Health Service England), Hospital Project (Nordic FM: Dänemark/Finnland/Island/Norwegen/Schweden).

Nicole Gerber, wissentschaftl. Mitarbeiterin ZHAW

Inzwischen liegt eine Empfehlung und eine 200 Seiten umfassende Wegleitung des Think Tanks vor, die sich in der Vernehmlassung befindet. Die Leistungsebenen in den Spitälern wurden neu strukturiert: in strategische Managementleistungen, Management-Supportleistungen sowie nicht-medizinischen Supporleistungen. Dabei wurden die einzelnen Leistungen wie Fläche & Infrastruktur mit Immobilien, Räumlichkeiten, Reinigung, Entsorgung und Recycling sowie ICT-Leistungen usw. aufgelistet. Als Projektpartner Spitäler sind Barmelweid Klinik, Psychatrische Dienste Aargau, Spitalzentrum Biel-Bienne und das Universitätsspital Zürich sowie als Dienstleister gammaRenax und Vebego dabei.

FM-Strategie im UniversitätsSpital

Susanna Caravatti-Felchlin, Projektleiterin Neubau der Direktion Betrieb des USZ UniversitätsSpital Zürich, informierte über das «Vollumfassende FM im USZ» und die Entwicklung eines FM-Kompetenzzentrums. Zur FM Strategie-Entwicklung und –Umsetzung stellten sich mehrere Fragen: Wie sind wir vorgegangen? Wo stehen wir heute?

Das USZ ist seit Anfang 2007 eine selbständige öffentlich-rechtliche Anstalt und besteht aus über 40 Kliniken und Instituten, gegliedert in 9 Medizinbereiche und das Zentrum für Klinische Forschung. Also ein sehr grosser Betrieb mit gut 8000 Mitarbeitenden und über 134 000 ambulant behandelte Patienten sowie mehr als 35 000 Personen, die jährlich stationär betreut werden.

Mit einer USZ Prozesslandkarte hat die Direktion Betrieb ihr Kerngeschäft als FM-Dienstleister aufgelistet – mit den drei Hauptprozessen: Supply Chain Management, Flächenmanagement & Infrastruktur und Hospitality Management. Das FM im USZ agiert auf all drei Ebenen, wie Susanna Caravatti-Felchlin ausführt.

Susanna Caravatti-Felchlin, USZ

Abgestimmt auf Mission, Vision und Ziele des USZ. Mit der Umsetzung der FM Strategie auf strategischer, taktischer und operativer Ebene gelingt es der Direktion Betrieb sich wirkungsvoll zu etablieren und sie gewinnt damit die notwendige Akzeptanz auf allen Stufen: die Strategische Ebene zum langfristigen Erreichen der Ziele, die Taktische Ebene zur mittelfristigen Umsetzung der Ziele und die Operative Ebene zur Schaffung des erforderlichen tagesaktuellen Umfelds für die Nutzer.

Wie ist die Direktion vorgegangen? In der ersten Periode 2010 – 2014 gab es einige Rahmenbedingungen wie die Einführung des DRG. Neue Medizinbereiche wurden gebildet, die Dachstrategie USZ als Basis analysiert und eruiert, was für das Kerngeschäft wichtig ist. Betreffend FM-Strategie wurde eine FM-Analyse durchgeführt, laufende Projekte strukturiert und priorisiert sowie die Strategie für die 1. Periode formuliert.

Messbarkeit von FM als Aufgabe

Als dritter Referent der Fachtagung sprach Severin Gallo, Geschäftsführer von gammaRenax AG, einer Familienunternehmung, die mit rund 1400 Mitarbeitenden in der ganzen Schweiz eine Palette von Facility Services anbietet. Sein Vortrag war mit der interessanten Perspektive «Ergebnisorientierung und Messbarkeit des Facility Managements» betitelt. Er versuchte als Querdenker das Thema etwas genauer anzugehen und dabei Indikatoren zu formulieren.

Zum Beispiel Key Performance Indicator (KPI) bzw. Leistungskennzahl bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre Kennzahlen, anhand derer der Fortschritt oder der Erfüllungsgrad hinsichtlich wichtiger Zielsetzungen oder kritischer Erfolgsfaktoren innerhalb einer Organisation gemessen und/oder ermittelt werden kann. Der Begriff Service-Level-Agreement (SLA) bezeichnet eine Vereinbarung bzw. die Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Dienstleister für wiederkehrende Dienstleistungen. Ziel ist es, die Kontrollmöglichkeiten für den Auftraggeber transparent zu machen, indem zugesicherte Leistungseigenschaften wie etwa Leistungsumfang, Reaktionszeit und Schnelligkeit der Bearbeitung genau beschrieben werden. Wichtiger Bestandteil ist hierbei die Dienstgüte (Servicelevel), welche die vereinbarte Leistungsqualität beschreibt. Severin Gallo äusserte sich dann auch zu den Systemarchitekturen, die es zu beachten gilt.

Kulturunterschiede im Gesundheitswesen

Die Podiumsdiskussion befasste sich mit den Herausforderungen des FM im Gesundheitswesen, geleitet von Roger Krieg (Geschäftsführer Reso Partners). Neben den Referierenden kam Andrea Krähenbühl, Leiterin Hotellerie des Spitalzentrums Biel-Bienne, zu Wort. 260 stationäre Betten und 1300 Mitarbeitende umfasst das Spitalzentrum und die Hotellerie-Leiterin hatte die undankbare Aufgabe von den 180 Stellen in der Hotellerie 40 Stellen abzubauen, wie sie erklärte. Das Potenzial von FM im Gesundheitswesen werde nicht voll ausgeschöpft; könnte aber ein Innovationstreiber bei Entwicklungen sein. Ein Problem für die nicht-medizinischen Dienstleistungen des FM-Betriebs sei, dass mit Medizin und Pflege «Geld verdient» werde, die Hotellerie und FM als Dienstleistungen verursache nur Kosten. Nach den Aussagen von Andrea Krähenbühl existiert auch noch beim medizinischen Personal ein gewisses «Statusdenken».

Podiumsdiskussion mit Moderator Roger Krieg

Über den Stellenwert von Facility Management in den Schweizer Spitälern äusserten sich alle angesprochenen Vortragende wie Susanne Hofer, Susanna Caravatti-Felchlin und Serverin Gallo. Auch die ZHAW-Dozentin Susanne Hofer erklärte, dass die FM-Leute mit ihren Dienstleistungen als Kosten gesehen werden, deshalb sei FM zu wenig anerkannt. Betreffend Instandhaltung in den Spitälern äusserte sich die Spitalvertreterinnen dahingehend, dass diese in zwei Organisationen – Medizinaltechnik und Haustechnik – aufgeteilt seien. Für Susanne Hofer läuft der Trend in Richtung Wartungsverträge oder Outsourcing, weil die neuen Medizin-Geräte nur von spezialisierten IH-Fachleuten betreut werden könne.

01.05.2014 | Autor Eugen Rieser   -> Drucken

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