Die Schweizerischer Unternehmen in Estland

Estland, eine Adresse für Schweizer Investoren

Die Zahl Schweizerischer Unternehmen in Estland erscheint gering, doch wenn es um Qualität geht, sind die Schweizer da. Seit zwei Jahren fahren auf dem hiesigen Schienennetz moderne Züge von StadlerRail. Personalausweise der estnischen Bevölkerung werden vom Ableger des Aarauer Unternehmers Trüb AG personalisiert und per Lichtleiterkabel an das Migrationsamt geschickt. Per Januar 2016 wurde Trüb nun vom Grosskonzern Gemalto gekauft. Im Mittelestländischen Võhma, produziert ein Schweizer Ehepaar Kerzen und mischt in der Lokalpolitik mit. In Tallinn arbeiten 90 Ingenieure und Handwerker für die MDC Max Daetwyler im bernischen Bleienbach. Hier werden u.A. Maschinen im Tiefdruckbereich produziert und in die Schweiz geschickt. Zudem gibt es ca. 35 Schweizer Joint Venture Unternehmen.
Bereits 2013 zog es den Zürcher Unternehmer Oliver Wolfensberger, Verwaltungsratspräsident und Besitzer von Swiss-Property.ch vom Firmenhauptsitz in Zürich nach Estland, wo er grosses vor hat. Swiss Property baut Luxushäuser und Eigentumswohnungen in Estland für die Schweiz.

Es entstehen Immobilien mit Namen wie Schneefalke: „mit luxuriösen Design-Apartments im malerischen und aufstrebenden Urlaubsort Andermatt“ oder „Cristal ein individuell gestaltetes Apartment in der luxuriösen Ferienresidenz Schooren des Alpes Skigebiet Ischgl“ oder „das Art Loft Townhouse befindet sich in einem luxuriösen Apartment-Komplex im Zentrum von Berlin“.

Am Rande der estnischen Hauptstadt wehen die Flaggen mit dem Logo von Swiss Property. Ein futuristisches Fabrikgebäude soll entstehen. Teils wird in angemieteten und zugekauften Räumlichkeiten produziert. Oliver Wolfensberger hat seine Liebe zu Estland entdeckt. Er liebt die Tallinner Altstadt aus dem 17. Jahrhundert und die längst modernisierte Infrastruktur, wo die meisten „Sowjetismen“ von den Esten nach 50 Jahren Sowjetherrschaft im Eiltempo abgestreift wurden. Inzwischen fühlt man sich als NATO-Mitglied von der Allianz geschützt und hofft, dass Russland die Finger vom Schmuckstück am Finnischen Meerbusen lässt; einem Land mit 1,3 Millionen Einwohnern auf 45000 Quadratkilometern und gut ausgebildetem Fachpersonal.

Hierzu meint die Estin Annika Lootus, Personalchefin von Swiss Property: „Die Mehrheit der Mitarbeiter sind Esten, es gibt eine klare Vorstellung einer multikulturellen Atmosphäre in unserem Unternehmen. Einige stammen aus Deutschland, Neuseeland und Lettland. Unsere Schweizer Kollegen sind häufige Besucher und sorgen für Wissenstransfer. Wir sehen in der vielfältigen Belegschaft einen Weg zur Wettbewerbsfähigkeit. Neben Kompetenzen sind innere Werte und Denkweise von grosser Bedeutung. Die Esten sind in ihrer Denkweise zu den Schweizern sehr ähnlich. Wir glauben, dass Menschen, die ein Höchstmaß an Engagement und Einsatz bieten, Spitzenleistungen möglich machen“.

63 Architekten, Innenarchitekten, Designer und Ingenieure, arbeiten in gediegenen Büros an Projekten im neu entstandenen Geschäftsviertel Rotermanni im Tallinner Stadtzentrum.

Kunstliebhaber Wolfensberger glaubt, dass Estland die richtige Adresse ist, um hier Häuser der Luxusklasse zu bauen und die Gebäudekomponenten auf dem Landweg in die Schweiz zu bringen. Hier sind die Arbeitskosten um ein mehrfaches niedriger als in der Schweiz, trotz langer Transportwege. Die Produktion der teuren Module inklusiv Transport aus dem Norden rechnet sich offenbar. Wolfensberger, selber ein begeisterter Segler, ist auch im Bootsbau aktiv. In einer Halle, wo nebenan Module für Häuser gebaut werden, sind bereits Segelboote in Holzbauweise im Bau. Zusammengebaut werden die Häuser in der Schweiz, begleitet von firmeneigenen Spezialisten. Dem estnischen Montagepersonal werden dort Gehälter nach Schweizer Vorgaben bezahlt. Im Holzbau verfügt Estland über grosse Tradition, was Swiss Property‘s Ansprüchen entgegen kommt. Es lohnt sich, auf der Webseite von swiss-property.ch zu stöbern, etwa unter der Rubrik: „laufende Projekte.“

Die estnische Ministerin für Unternehmertum und Kommunikation, Liisa Oviir, betont, dass es zwar billigere Länder gäbe, dass aber Mentalität, Fachwissen und Zuverlässigkeit der Esten einen hohen Qualitätsstandart garantieren. Ausserdem seien Rechtsstaatlichkeit und eine liberale Wirtschaftsordnung mit niedriger Bürokratieschwelle Markenzeichen, die in der EU nicht überall selbstverständlich seien. So wie die Schweiz in manchem Modellcharakter hat, versteht sich Estland ähnlich. Das System eines dualen Bildungssystems stösst beim estnischen Staat und in der Wirtschaft auf reges Interesse. Die Bereitschaft neues zu erlernen, um Schweizer Qualitätsstandard zu erreichen, bereitet den Esten Freude. Das Land hat sich, was die Nutzung digitaler Anwendungen betrifft, längst an die Weltspitze bewegt. Firmengründungen, E-Voting und digitale Unterschriften mit der estnischen ID-Karte sind längst Standard.

Von "SWISS-BALTIC CHAMBER OF COMMERCE" - Repräsentativ von Schweiz Global Enterprise und SEC

31.03.2016 | Autor Kaido Einama

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