KOF Geschäftslagenindikator

Noch bleiben Geschäftserwartungen inatakt

Die Geschäftslage der Unternehmen in der Schweiz hat sich im Oktober merklich abgekühlt. Andererseits haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen hinsichtlich der Entwicklung im kommenden halben Jahr praktisch nicht verändert. Die Unternehmen sind verhalten zuversichtlich hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung. Dennoch spürt die Schweizer Wirtschaft in diesem Herbst Gegenwind. 

Wenig Änderungen beim Verarbeitenden Gewerbe

Die Geschäftslage der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes hat sich im Oktober nur wenig verändert. Wie bereits im Vormonat verbesserte sie sich sehr leicht und gilt insgesamt als befriedigend. Zwar entwickelte sich die Lageeinschätzung bei den 40 binnenorientierten Firmen etwas positiver als bei den exportorientierten, momentan ist aber keine ausgeprägte Dissonanz zwischen den beiden Firmengruppen erkennbar. Die Unternehmen lasten ihre Geräte und Maschinen geringfügig stärker aus als im Vorquartal, allerdings ist der Auslastungsgrad mit etwa 82.4% nach wie vor unterdurchschnittlich. Der  Auftragsbestand entwickelte sich günstiger als bisher und für die nahe Zukunft planen die Betriebe vermehrt Produktionssteigerungen. Die Pläne sind so konkret, dass sie bereits die Vorproduktelager gefüllt haben und auch in den kommenden Monaten verstärkt Vorprodukte ordern wollen. Zwar dürften die Verkaufspreise weiterhin unter Druck bleiben, die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind aber unverändert zuversichtlich.

KOF Geschäftslagen nach Branchen NOvember 2014  
KOF Geschäftslageindikator November 2014  

Baugewerbe verliert Schwung auf hohem Niveau 

Im Baugewerbe und im Projektierungssektor ist die Geschäftslage nicht mehr ganz so gut wie zuvor. In beiden Bereichen liegt der Geschäftslageindikator sichtlich unterhalb der Werte des Jahres 2013. Die vorhandenen Auftragsreserven werden jeweils seltener als gross eingeschätzt, es kehrt vermehrt Normalität ein. Die Reichweite der Auftragsbestände hat sich aber im Bau nahezu nicht verändert. Allerdings planen die Betriebe für die nächste Zeit auch mit einer leicht geringeren Bauproduktion. Im Projektierungssektor ist die Reichweite der Auftragsbestände weiterhin sehr hoch. Die Bausummen im Wohnungsbau sind wieder gestiegen, im industriell-gewerblichen Bau und im öffentlichen Bau veränderten sie sich kaum. Während die Projektierungsbüros eine stabile Nachfrage in den nächsten drei Monaten erwarten, gehen die Baubetriebe von einer weniger lebhaften Nachfrage nach ihren Leistungen aus. Die Zahl der Mitarbeitenden soll sich den Planungen der Umfrageteilnehmer zufolge bei den Projektierungsbüros in nächster Zeit wenig ändern und bei den Baufirmen leicht sinken.

Abwärtskorrektur bei Versicherungen 

Im Bereich der Finanz-und Versicherungsdienstleistungen ist die Geschäftslage nicht mehr ganz so positiv wie im Vormonat. Die Lage ist aber weiterhin sehr gut und momentan auch besser als zu Beginn des 3.Quartals. Der aktuelle Rückgang des Geschäftslageindikators resultiert aus den Bewertungen der Versicherungen, bei denen es im Oktober zu einer Abwärtskorrektur kam. Die positiveren Geschäftserwartungen der Versicherungen zeigen aber, dass sie von einer Zwischenschwäche ausgehen.

Verbesserte Geschäftslage der Banken

Die Banken berichten von einer günstigeren Geschäftslage als bisher. Ihre Geschäftserwartungen sind weiterhin zuversichtlich, im Vergleich zum Vormonat jedoch etwas weniger stark. Die Banken rechnen mit einem deutlichen Nachfrageanstieg durch ihre inländischen Kunden. Ihre Geschäftserwartungen hinsichtlich der ausländischen Kundschaft sind nicht mehr ganz so negativ wie bis anhin. Die Zahl der Mitarbeitenden wird sowohl bei den Banken als auch bei den Versicherungen als nahezu angemessen eingestuft. Die Personalplanungen in beiden Bereichen deuten auf einen stabilen Mitarbeiterstamm in der nahen Zukunft hin.

Dienstleister noch mit stabilem Nachfrageplus

Bei den übrigen Dienstleistern hat sich die gute Geschäftslage leicht eingetrübt. Insbesondere die Dienstleister im Bereich Verkehr, Information und Kommunikation melden eine nicht mehr ganz so gute Geschäftslage wie im Vorquartal. Die von der KOF befragten Dienstleister berichten aber insgesamt von einem stabilen Nachfrageplus in den vergangenen drei Monaten und sie erwarten zudem eine stärkere Belebung der Nachfrage in der nächsten Zeit. In ihren Personalplanungen sehen die Dienstleister daher unverändert zusätzliche Einstellungen vor, zumal ihre Geschäftserwartungen mit Blick auf das kommende halbe Jahr zuversichtlicher sind als im zurückliegenden Sommer.

Einzel- und Grosshandel verhalten zuversichtlich

Die Detailhändler sind mit ihrer Geschäftslage erneut unzufriedener. Der Geschäftslageindikator ist hier nun zum vierten Mal in Folge gesunken. Weder die Kundenfrequenz noch die Umsätze konnten die Vorjahreswerte erreichen. Auch die Ertragslage der Unternehmen hat sich verschlechtert. Die Zahl der Mitarbeitenden wollen die Detailhändler dennoch in der nahen Zukunft stabil halten. Mit Blick auf die Entwicklung in den nächsten drei Monaten sind die Befragungsteilnehmer zuversichtlich, Umsatzsteigerungen realisieren zu können. Da die Preise aber weiter unter Druck stehen, sind die Geschäftserwartungen insgesamt nur noch verhalten zuversichtlich. Im Grosshandel kühlte sich die Geschäftslage erstmals seit drei Monaten wieder merklich ab. Insgesamt wird die Lage von den Betrieben aber weiterhin vorwiegend als gut eingestuft. Die Nachfrage stieg nicht mehr an, und der Warenverkauf sank gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Lieferfristen verkürzten sich, während sich die Ertragslage nicht mehr verbesserte. Die Grosshändler rechnen weiterhin mit einer Nachfragebelebung in der nahen Zukunft. Da sie jedoch mit steigenden Einkaufspreisen und lediglich stabilen Verkaufspreisen rechnen, sind ihre allgemeinen G0eschäftserwartungen nicht mehr ganz so positiv wie bisher.

Gastgewerbe atmet auf

Das Gastgewerbe berichtet von einer nicht mehr ganz so tristen Geschäftslage wie in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Sowohl in der Gastronomie als auch im Beherbergungsgewerbe haben die Klagen über eine schlechte Geschäftslage etwas abgenommen, wenngleich die Situation insgesamt weiterhin unbefriedigend ist. Die Beherbergungsbetriebe mussten keine Umsatzrückgänge gegenüber dem Vorjahr mehr hinnehmen und die Ertragslage sackte nicht weiter ab. Dagegen gaben die Umsätze und die Ertragslage bei den Gastronomiebetrieben nach. Für die nahe Zukunft rechnen die Beherbergungsbetriebe mit einer anziehenden und die Gastronomen mit einer stabilen Nachfrage. Die Zahl der Mitarbeitenden dürfte in beiden Bereichen leicht schrumpfen. Insgesamt sind die Betriebe im Gastgewerbe aber hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung spürbar zuversichtlicher als bisher.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2014 sind die Antworten von mehr als 5900 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 53%. 

 

09.11.2014 | Autor Jörg Naumann

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