Stau bei Nachfolgeregelungen

Kapital- und Know-how-Verluste sind vorprogrammiert

Das Problem der hohen Zahl von Unternehmen, die von ihren Inhabern aus Altersgründen in den nächsten Jahren an ihre Nachfolger übergeben – oder ansonsten stillgelegt – werden müssen, ist bekannt. Bisnode D&B hat nun aufgrund aktueller Daten die Lage neu beurteilt und befürchtet, dass Arbeitsplätze, Know-how und Kapital verloren gehen, wenn in dieser Frage nicht entschieden gehandelt wird. Die Uhr tickt, denn der Zeitbedarf für die Vorbereitung einer Firmenübergabe dauert im Durchschnitt 5 Jahre.

Übergabekandidaten nach Rechtsform (Bisnode D&B 2014)  
Übergabekandidaten nach Rechtsform 
 
Übergabekandidaten nach Regionen (Bisnode D&B 2014)  
Übergabekandidagten nach Region
 
Übergabekandiaten nach Branche (Bisnode D&B 2014)  
 Übergabekandidaten nach Branche / Quelle Bisnode D&B
 

Zurzeit stehen rein statistisch 64'000 Betriebe, das sind 12.5% aller Unternehmen mit max. 249 Mitarbeitenden (508'000), vor einem Wechsel der Eigentümer. Bisnode rechnet per September 2014 sogar mit einem Potenzial von 90'000. Damit möglichst viele dieser Fälle mit professioneller Unterstützung gelöst werden können, stellt das Unternehmen die Adressen aus seiner Datenbank interessierten Beratern zur Verfügung.

Unterschiede nach Rechtsform und Regionen

Dass es Einzelfirmen sind, die mit der höchsten Problemquote aufwarten, überrascht nicht. Sie ist deutlich höher als bei Aktiengesellschaften (13%) oder gar GmbHs (6%). Letztere seien in der Schweiz erst vor wenigen Jahren in grosser Zahl gegründet worden, deshalb sei hier die Nachfolgefrage (noch) kaum relevant.

Auch nach Regionen zeigen die Auswertungen von Bisnode D&B deutliche Unterschiede. Während im Tessin knapp 11% an einer Nachfolgelösung feilen sollten, sind es in der Nordwestschweiz über 14%. Die anderen Regionen variieren zwischen diesen Werten.

Ungleiche Flexibilität

Nach Branche bringt die Analyse folgende Differenzen zu Tage: Die Bandbreite der Werte reicht von 8% bis 18%. Zu den Branchen mit dem grössten Nachfolgedruck gehören Architekturbüros, Einzelhandelsgeschäfte, Immobilienmakler und –geschäfte sowie das Druck- und Verlagsgewerbe. Hier mag es die fehlende Bereitschaft der bisherigen Eigner sein, ihr Lebenswerk an Dritte zu übergeben (selbst wenn diese zur Familie gehören), aber hier und da auch die Bereitschaft, das Risiko des Einstiegs in ein etabliertes Gewerbe einzugehen. Deutlich flexibler wird die Übergabe in anderen Bereichen gelöst. Das zeigen die ermittelten Werte: Bei Unternehmensdienstleistungen (hier ist man sich der Verantwortung wohl besonders bewusst), aber auch im Gastgewerbe und vor allem bei den Informatikdienstleistungen.

Angebot an Übergabeberater

In der Schweiz seien zurzeit – so die veröffentlichten Zahlen – rund eine halbe Million Arbeitsplätze von Übergaberegelungen betroffen. Damit verbunden sind viel Know-how und investiertes Kapital, was verloren gehen kann Die Erfahrung zeigt nun, dass rund 30% der anstehenden Fälle aus verschiedenen Gründen nicht gelöst werden. Die Aktivitäten werden eingestellt oder die Geschäfte liquidiert. Bisnode D&B möchte dazu beitragen, dass möglichst viele Übergaben – rechtzeitig – geregelt werden und offeriert Übergabeberatern Listen mit qualifizierten Angaben. Weitere Hinweise etc. auf der Homepage oder hier.

03.10.2014 | Autor Jörg Naumann

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