Logistik-Kolloquium

Leuchtturmprojekte am 29. Zürcher Logistik-Kolloquium

Sechs praxiserprobte Referenten stellten richtungsweisende ʺLeuchtturmprojekteʺ und für den Unternehmenserfolg relevante Logistikideen vor, die den Rahmen des 29. Zürcher Logistik-Kolloquiums der Unternehmensberatung Dr. Acél & Partner AG und der ETH Zürich bildeten.

Mit richtungsweisenden Projekten – ähnlich einem Leuchtturm folgend – präsentierte sich am 25. Oktober 2012 das Zürcher

Leuchturmprojekte Acel
Symbolischer Leuchturm für interessante Projekte

Logistik-Kolloquium im Technopark ʺZüri-Westʺ. Sechs Macher aus führenden Unternehmen gewährten dem mit 56 Teilnehmenden komplett gefüllten Saal umfassend Einblick in ihre Lösungsansätze.Die praxiserprobten Referenten erläuterten realisierte Potenziale und konkrete Ideen. „Das Kolloquium erweitert den Horizont, schärft den Blick für das Wesentliche und überrascht durch eine unkonventionelle Herangehensweise“, versichert Dr. Peter Acél, der seit 1996
die Dr. Acél & Partner AG (www.acel.ch) leitet.

140 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr dank Heizen mit Laser-Abwärme

Georg Senn, CEO der Lifa AG, zeigte zusammen mit Martin Kamber, Leiter Energiedienstleistungen des IWB Basel, wie sich dank Heizen mit Laser-Abwärme jährlich 140 t CO2 einsparen lassen. Die Lifa AG, Besitzerin eines Gewerbeareals mit fünf Gebäuden in Densbüren, ist in einem Versorgungsnetzwerk zusammengeschlossen. Dabei werden unter anderem mit der Lasertechnologie pro Tag 6 bis 12 Aufträge abgewickelt und damit jährlich 8'000 bis 10'000 lasergeschnittene Elektrobleche produziert. Diese gehen in verschiedenste Anwendungen wie Radnabenmotore, Stator- und Rotorpakete und alles, was sich elektrisch bewegt.

Energieoptimierung
Neues Energie-Verbundnetz

Für die Ausbauvarianten des Gewerbeareals samt Verkehrserschliessung beauftragte die Lifa AG die Dr. Acél & Partner AG für eine vorbereitende Projektstudie. Senn: „Konventionell war jedes Gebäude energetisch autark, und die Heizung wurde mit Heizkesseln und Öltank etc. bewältigt, so dass die Abwärme nicht genutzt werden konnte“. Lifa und IWB fanden sich zu einem neuartigen innovativen Energie-Masterplan unter Einbezug der bestehenden Anlagen zusammen.

In einem neuen Energiekonzept wird die Abwärme des Lasers genutzt und in ein Wärmenetz gespeist. Die grosse Herausforderung war, die dafür geeignete Schnittstelle zu finden. Weiter konnten durch neue bauliche Verbindungen der Gebäude untereinander alle Liegenschaften innerhalb des Netzwerkes die Abwärme nutzen. Dadurch reduzierte sich der Öleinsatz um 16 %, was einer CO2-Einsparung von 140t/a entspricht.

In einem Contracting-Vertrag mit IWB wurde die komplette Energie (Heizung, Druckluft, Kühlung, Lüftung) sowie der Unterhalt der Anlagen in einem Paket outgesourct und finanziert. IWB ist dabei als Contractor für die Planung, Finanzierung, Installation sowie den Betrieb der Anlage besorgt. Georg Senn und Martin Kamber sind sich einig: „Der Umbau und die Inbetriebnahme in voller Produktion verliefen problemlos. Alle Qualitätsanforderungen konnten eingehalten, die wirtschaftlichen Ziele erfüllt werden.“ Die getätigten Investitionen brauchen zwar

Ergebnis der Heizkosten-Einsparung

einige Jahre bis zur Amortisation, sie stehen jedoch in direktem Kontext zum ökologisch wertvollen Aspekt.

 

Kostenreduktion bei besserem Service - Konkurrenzfähigkeit im Stundentakt

Dieses Thema wurde von Dr. Andreas Stahel (CEO) und René Rahm (Leiter SCM) vorgestellt. Die beiden Manager der Elektro-Material AG (EM), Zürich, welche zur weltweit operierenden Rexel-Gruppe gehört, stellten sowohl ihr unternehmerisches Umfeld, als auch die neue Servicefähigkeit der EM vor.

EM ist Teil der in 37 Ländern mit weltweit 28'000 Mitarbeitenden tätigen Rexel-Gruppe. Sie giltt weltweit als Nummer 1 im Elektrogrosshandel. „In der Schweiz arbeitet jede der neun Niederlassungen autonom, was eine Herausforderung an die Logistik darstellt, denn wir gewährleisten die kostenlose Materiallieferung innerhalb von Stunden“, so Stahel. Er zeigte eindrücklich auf, dass eine schnelle 

InterLog-Prinzip von EM
Logistik-Konzept früher und jetzt

Lieferbereitschaft und umfassende Serviceleistungen dank einer effizienten Logistiklösung unerlässlich ist. Dies kommt einer täglichen Spitzenleistung gleich: 240'000 gelistete Artikel, 50'000 Lagerartikel und 1,8 Mio. Aufträge pro Jahr sind mit einer 95%igen garantierten Lieferbereitschaft zu verarbeiten. „Unser Erfolgsrezept baut dazu auf qualifizierte Mitarbeitende, langfristige Partnerschaften sowie hauptsächlich auf ständig optimierten Prozessen auf“, betont Stahel. „Diese logistischen Prozesse hatte die Dr. Acél & Partner AG umfassend analysiert und dann das Konzept optimiert.“

René Rahm übernahm das neue Logistikkonzept und lancierte es erfolgreich im Betrieb. Dazu ging EM den logistischen Spagat zwischen hohem Servicegrad und tiefen Kosten an, verbesserte die einzelnen Prozessschritte der neun Lagerorte – im Wesentlichen mit kürzeren Transportwegen. „Fünf Punkte waren von grösster Wichtigkeit“, betont Rahm. „Die Unterscheidung von wertschöpfenden und nicht wertschöpfenden Tätigkeiten, die Verkürzung der Durchlaufzeiten, die Vereinfachung des Handlings bei der Abwicklung, die Zusammenarbeit zwischen den Niederlassungen und zu guter Letzt die Lageroptimierung“. Der Nutzen ist nicht mehr zu übersehen: ʺOn Time in Full (OTIF)“ sind heute 98 %.

 

Sonnenschirmlogistik für Europa

Ein interessantes Leuchtturmprojekt, präsentierte Sergio Malacarne, COO, Glatz AG, Frauenfeld. Hier dreht sich alles um Sperr- oder Schwergut.

Glatz-Logistik - Acel-Projekt
Unkurante Schirm-Versandeinheiten

Die Glatz AG hat sich seit 1895 einen Namen gemacht, sei es als Hersteller oder Belieferer von Sonnenschirm-Systemen in der ganzen Welt, sei es custom made oder private Kunden. Der Warenfluss bewegt sich aufgrund des Joint Ventures mit einer Herstellerfirma in China nach Hamburg (D) und wird über ein Schweizer Lagerhausbetreiber verteilt.

Individualität wird bei uns gross geschrieben – die Schirme liefern wir in der Regel einzeln aus“, erklärt Malacarne. Dies hat die Firma vor grosse Herausforderungen gestellt. Denn meistens sind die Sendungen gemischt (Schirm plus Zubehör wie Betonsockel) und somit nicht stapelbar, denn Normpaletten lassen sich ebenso wenig verwenden. Die Glatz AG versendet die Schirme deshalb als Sperrgut. Die Anzahl an verschiedenen Packmassen, Gewichte über 100 kg oder auch Kleinpakete erhöhen die Komplexität.

Auf Empfehlung der Dr. Acél & Partner AG beliefern wir heute den Endkunden in gewissen Ländern nicht mehr direkt. Dies führt dazu, dass unsere Transportkosten stark sanken“, hebt Malacarne hervor. „Zudem sind die Verpackungsgrössen angeglichen worden, woraus eine Stapelbarkeit resultiert. Und mit weiteren Massnahmen, wie der Konzentration der Logistikdienstleister sowie der Reduktion der Spediteure und Hubs, stellten wir sicher, dass die Langgüter den Kunden mit maximal einer Umladung erreichen. Damit lässt sich auch die Anzahl der Transportschäden erheblich reduzieren“, fasst Malacarne zusammen.

 

Dörig-Fischlogistik
Logistikgerecht ab Fischfang-Schiffsentladung

Frisch-Fisch-Logistik.

René Dörig, CEO, Dörig & Brandl AG, Schlieren, nahm sein Publikum mit auf eine bildhafte Reise. Wie viele Stationen durchläuft ein Meerfisch, bis er auf dem Teller des hierzulande lebenden Geniessers landet? Welche Bedeutung haben dabei Qualität, Geschwindigkeit und Track & Trace?

„Die Dörig & Brandl AG setzt sich seit je her zum Ziel, Ökonomie und Ökologie miteinander im Einklang zu verfolgen“, so Dörig gleich zu Beginn seines Referats. Das bedingt gemäss Dörig eine Nähe und Vertrauen innerhalb der Produktionskette. Denn Fisch ist ein Qualitätsprodukt mit beschränkter Haltbarkeit. Im Handel darf die Kühlkette vom Fang bis zum Lieferanten nicht unterbrochen werden. Zudem muss das Produkt lückenlos rückverfolgbar sein. So kommen der Fisch und sein Label wie gefangen – teilweise auch schon vorbehandelt – auf den Markt.

Beim Hochseefisch lebt die lokale Bevölkerung vom Fischhandel. Vor Ort werden die Fische in Schichtbetrieben und Handarbeit gemäss verschiedener Schnittarten filetiert und direkt versiegelt. Auch hier bleibt die Kühlkette unterbrochen: Von der Rüstung über das Abpacken bis hin zur Verteilung auf den Touren muss die Kühlung stets 100 % gewährleistet sein. Dies bedingt gekühlte Produktionsräume und Transportmittel. Mit den Lieferanten bestehen jahrelange, intensive Beziehungen, und die Lieferbetriebe sind nach gesetzlichen Normen zertifiziert. „Wir wissen also, woher der Fisch kommt, weil wir auch mit den Fischern direkt eine enge und gute Partnerschaft pflegen“. Die gesetzlichen

Dörig Fischlogistik
Grossmarktpräsentation für Fischprodukte.

Bestimmungen der Lebensmittelsicherheit müssen kompromisslos garantiert sein, kontrolliert und dokumentiert. Dazu werden die Arbeitsprozesse bei Dörig laufend überprüft und optimiert sowie die Mitarbeitenden entsprechend geschult.

Der Verkauf frischer Fischprodukte basiert auf genauen Dispositionen für die täglichen Ankünfte. Stimmen müssen: Kühltemperatur im Transportfahrzeug; Menge, Kennzeichnung, Temperatur und Qualität des Produktes wie auch die Eismenge beim Transport. René Dörig schloss mit den Worten: „Innovationen im Produktangebot sowie beim Fang und dem qualitätssichernden  Transport lebendiger Fische sind die Zukunftsmusik“.

 

Das Zürcher Logistik-Kolloquium wurde vor 29 Jahren vom BWI/ETH ins Leben gerufen. Die Dr. Acél & Partner AG führt diese bildende Tradition seit 1996 fort. Zwar änderte sich im Laufe der Zeit der Rahmen der Veranstaltung. Die Botschaft jedoch bleibt: Menschen lösen reale Probleme und packen Optimierungsmöglichkeiten der Prozesse zielstrebig an.

07.11.2012 | Autor Hans Joachim Behrend

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