KOF-Frühjahrsprognose 2014

Robustes Wachstum erwartet

Die Schweizer Wirtschaft wird bis Ende nächsten Jahres robust wachsen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) steigt gemäss der jüngsten KOF Konjunkturprognose in diesem Jahr um 2%. Im kommenden Jahr wird der Zuwachs des BIP bei 2.1% liegen. Die Belebung der Weltwirtschaft verleiht den Schweizer Exporten Schub. In der Folge verlagern sich die Wachstums impulse von der Binnenwirtschaft auf die Exporte. Die KOF rechnet damit, dass die Annahme der Initiative gegen Masseneinwanderung vor allem die Unsicherheit für Investitionsentscheidungen erhöht hat. 2015 könnte die Bautätigkeit gedämpft werden. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hängen stark von den politischen Weichenstellungen ab.

Weltwirtschaft in Umbruchphase

Die vorliegende Frühjahrsprognose bestätigt die positiven Erwartungen vom Herbst, besser topt diese merklich. Daran kann auch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative kurzfristig nichts ändern. Denn in den entscheidenden Industrienationen - so die KOF - belebe sich die Konjunktur in den kommenden Monaten, auch wenn sich die Wachstumsaussichten in wichtigen aufstrebenden Volkswirtschaften eher verhalten entwickelten. Schliesslich sei nach der Ankündigung der amerikanischen Federal Reserve Bank vom Mai vergangenen Jahres, den Ankauf von Anleihen zu reduzieren («Tapering»), viel Kapital aus Schwellenländern abgezogen worden, was die dortigen Finanzierungsbedingungen verschlechtert und das Wachstum belastet habe. Zudem bestünden politische Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung wie der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der Bürgerkrieg in Syrien oder Unruhen in Asien und Lateinamerika.

Wachstum vom Inland und durch Exporte beschleunigt

KOF-Prognose Frühjahr 2014: Reales BIP und Prognose  
KOF-Prognose Frühjahr 2014: Weltwirtschaft  
KOF-Prognose Frühjahr 2014: EU/USA Realses BIP  
KOF-Prognose Frühjahr 2014: Schweiz: Reales BIP  
KOF-Prognose Frühjahr 2014:Arbeitslosenquote (ILO)  
KOF-Prognose Frühjahr 2014:Konsumentenpreise  

Wie bereits in der Prognose vom Dezember 2013 ist die KOF für die Schweizer Wirtschaftsentwicklung weiterhin ausgesprochen zuversichtlich: Gemäss ihrer Prognose werde das reale BIP in diesem Jahr um 2% und im nächsten um 2.1% steigen. Auch die Wirtschaftsleistung pro Kopf werde zunehmen. Wiederum stark entwickelt habe sich der private Konsum, der sich 2014 um 2.2% erhöhen dürfte. Für 2015 erwartet die KOF eine nahezu unveränderte Konsumdynamik mit einem Anstieg von 1.8%.

Hingegen dürfte der Staatskonsum aufgrund des Sparkurses vieler Kantone nur wenig zunehmen (2014: 0.3%). Erst im kommenden Jahr werde er aufgrund der robusten Konjunkturentwicklung wieder stärker expandieren (2015: 1.3%). Die Exporte werden dank der Erholung in den Industrieländern wieder zulegen können. Damit käme bis Ende 2015 zur robusten Binnenwirtschaft ein stärkerer Aussenhandel als Wachstumstreiber hinzu. Die Warenexporte legen in diesem Jahr um 4.5% zu und die Dienstleistungsexporte um 3.8%. Im nächsten Jahr bekommen die Warenexporte aufgrund der steten Erholung in den Industriestaaten zusätzlichen Schwung (2015: +5.3%), schreibt die KOF. Die Dynamik der Exporte wirke sich auf die Einfuhren aus: Nach einer Zunahme um 3.6% im laufenden Jahr werde sich das Importwachstum im nächsten Jahr auf 4.4% beschleunigen.

Die KOF geht davon aus, dass sich die Preise weiterhin sehr moderat entwickeln werden. Die Teuerung dürfte 2014 knapp 0.2% betragen und im kommenden Jahr mit 0.7% nur wenig höher sein. Aufgrund der geringen Teuerung und der verhaltenen Produktivitätsentwicklung würden die Löhne nur schwach zulegen. In diesem Jahr dürften sie in bestehenden Arbeitsverhältnissen nominal um 0.6% bzw. real (inflationsbereinigt) um 0.4% zulegen. Im nächsten Jahr dürfte der Lohnzuwachs nominal mit 0.7% ebenfalls gering bleiben und real stagnieren.

Belastungsfaktoren durch Masseneinwanderungsinitiative ...

Die Auswirkungen der Annahme der Initiative gegen Masseneinwanderung auf die Schweizer Wirtschaft hängen laut KOF von der konkreten Umsetzung der Initiative respektive von der Reaktion der EU ab. Die Annahme der Initiative dürfte sich bis Ende 2015 insbesondere durch eine geringere Planungssicherheit auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen und auf die Bautätigkeit in der Schweiz auswirken. Aufgrund von weiteren Belastungsfaktoren aus dem politischen Umfeld dürften die Bauinvestitionen in diesem Jahr nur noch um 2% und 2015 um 0.5% zunehmen. Das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen wird dagegen über den gesamten Prognosezeitraum hoch bleiben.

… bleiben die Aussichten vorerst positiv

Die positive Konjunkturentwicklung sorgt für eine Zunahme von 5.5% in diesem Jahr und 6% im Jahr 2015. Für dieses und nächstes Jahr rechnet die KOF aufgrund der breit abgestützten wirtschaftlichen Entwicklung weiterhin mit einer positiven Beschäftigungsentwicklung: Der Beschäftigungszuwachs wird in diesem Jahr 1.1% betragen (2015: 1.2%). Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative könnte aufgrund der gedämpften Baukonjunktur ab 2015 auch auf dem Arbeitsmarkt zu spüren sein. Die positive Dynamik des Arbeitsmarktes dürfte aber im Prognosezeitraum bis Ende 2015 bestehen bleiben.

Zwei Arbeitslosenquoten und expansive Geldpolitik

Die KOF weist mit dieser Prognose neu zwei Arbeitslosenquoten aus: Eine, die sich an die Definition der International Labour Organisation (ILO) anlehnt und die für internationale Vergleiche herangezogen werden sollte, und die von uns bisher publizierte Quote der registrierten Arbeitslosen, wie sie vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) veröffentlicht wird. Den Arbeitslosenquoten liegen unterschiedliche Erhebungsmethoden zugrunde. Das robuste Wirtschaftswachstum wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Die durch Haushaltsbefragungen erhobene Arbeitslosenquote gemäss ILO sinkt von 4.2% in diesem Jahr auf 4.1% im kommenden Jahr. Die Quote der registrierten Arbeitslosen gemäss SECO sinkt ebenfalls – von 3.1% dieses Jahr auf 2.9% im Jahr 2015.

Angesichts des erwarteten niedrigen Preisniveauanstiegs hat die Schweizerische Nationalbank weiterhin genügend Spielraum, die Geldpolitik expansiv zu belassen und den Zeitpunkt für die Aufhebung oder Anpassung des Mindestwechselkurses gegenüber dem Euro mit Bedacht zu wählen. Mit einer Zinserhöhung ist erst nach einer Normalisierung im Euroraum zu rechnen.

30.03.2014 | Autor Jörg Naumann

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