Grundlegende Reform der KEV

Quotenmodell als bester Förderansatz

In seiner Botschaft zum Ausbau erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung schlägt der Bundesrat Anpassungen am Fördersystem der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) vor. Vor dem Hintergrund wachsender Marktverzerrungen sowie eines erodierenden Werts der erneuerbaren Energien an der Strombörse sei dieser Schritt zu klein, auch wenn er in die richtige Richtung zeige. Es brauche, so Urs Meister, Projektleiter bei Avenir Suisse, in der 3. Ausgabe der «avenir standpunkte», konsequentere Reformen.

Photovoltaik-Produktion und negative PreiseVor allem, weil das inländische Potenzial zu gering sei und die Kosten rasch auszuarten drohten, wie Deutschland beweise, seien Fördermassnahmen, wenn man sie unbedingt wolle, auf ein Minimum zu beschränken. Zudem sollten sie sich stärker am Markt orientieren als das bisan der Fall sei, damit in Zukunft die Nachfrage und die Preise den Betrieb und die Struktur erneuerbarer Energien lenkten. Dazu wiederum eigne sich für die Schweiz am ehesten ein Quotenmodell, weil es die Versorger verpflichten würde, einen Teil ihres Absatzes mit erneuerbaren Energien zu decken. Allerings müsste das Quotenmodell technologieneutral sein und den Ausbau der Grosswasserkraft ebenso integrieren wie erneuerbare Energien aus dem Ausland. Eine ganze Reihe von Bedingungen, die daran geknüpft werden.

Noch dominiert Müllverbrennung die Erneuerbaren

Zur Ausgangslage: Bis zum Jahr 2020 sollen, so die Botschaft des Bundesrats, mindestens 4,4 TWh Strom aus inländischen erneuerbaren Energien (EE) gewonnen werden, bis 2035 14,5 TWh – jeweils ohne Wasserkraft. Dabei sei zu berücksichtigen, dass der Beitrag der Erneuerbaren bislang bei 1,6 TWh liegt, wobei nur 0,15 TWh aus der Photovoltaik und 0,07 TWh aus Wind stammten, der grosse Rest aus der Müllverbrennung. Ein Wunder muss also geschehen, zumal es in der Schweiz an geeigneten Standorten für den Ausbau von Wind- und Wasserkraft mangelt und sich ein Ausbau auf die Photovoltaik konzentrieren muss. Immerhin wird deren technisches Potenzial als relativ gross eingestuft.

Zuschlag soll massiv erhöht werden

Da die Erzeugungskosten der EE in der Regel über den Marktpreisen liegen, werden diese in der Schweiz – analog zum Ausland – über die KEV gefördert. Seit 2009 garantiert sie den Betreibern von EE-Anlagen die Abnahme ihres Stroms zu einem Fixpreis, der sich an ihren Kosten orientiert. Bezahlt wird die Subvention von den Verbrauchern, und zwar über einen Zuschlag auf dem Netztarif, der 2013 0,35 Rp./kWh betrug. Zur Unterstützung der Energiestrategie soll der Zuschlag auf maximal 2,3 Rp./kWh steigen, was fast der Hälfte des durchschnittlichen Strompreises 2013 an der Börse entspricht.

Effizienter Ausbau und Einsatz gefordert

Als Vorteil der KEV wird häufig die Investitionssicherheit genannt, sie reduziert das Risiko der Investoren und vermittelt Investitionsanreize. Doch die KEV differenziert ihre Fördersätze je nach Technologie und verzerrt damit Mengen- und Lerneffekte zusätzlich, dank derer die Kosten mittelfristig unter die Marktpreise gesenkt werden sollten. Auch wenn die Erzeugungskosten der EE in den letzten Jahren reduziert werden konnten, so liegen sie – vor allem bei der Photovoltaik – noch immer deutlich über den Grosshandelspreisen. Ohnehin sei das Argument für die Schweiz nicht relevant, argumtentiert Urs Meister, weil die Schweiz als kleines Land die weitere Kostendegression im europäischen Strommarkt gar nicht beeinflussen könne. Ziel eines inländischen Fördersystems müsste deshalb der effiziente Ausbau und Einsatz der erneuerbaren Energien sein.

Am Marktpreis orientierte Abgeltung

Deshalb müssten künftig auch der Betrieb und der Ausbau der EE enger mit dem Angebot und der Nachfrage im Strommarkt abgestimmt werden, unterstreicht die Studie. Als effizientes Koordinationsinstrument böte sich der Preis an der Strombörse an. Statt einer festen Vergütung sollten die Betreiber von EE-Anlagen eine Abgeltung erhalten, die sich am Marktpreis orientiere und Knappheit oder Überangebot signalisiere. So würde die KEV ihre «Versicherungsfunktion» verlieren.

Technologieneutralität gefordert

Die finanzielle Belastung des CO2-Ausstosses ist wohl der effizienteste Ansatz zur Förderung klimafreundlicher Technologien. Auch der Avenir-Suisse-Ökonom hält eine CO2-Steuer für die effizienteste Lenkungsmethode, zumal sie fossile Kraftwerke, die in der EU die Marktpreise für Strom bestimmen, am härtesten träfen und CO2-ärmere Technologien damit relativ billiger machten. Da diese Methode aber nur für den gesamten EU-Strommarkt umsetzbar wäre, käme sie in einer unilateralen Umgebung nicht in Frage, zumal sie zu weiteren Verzerrungen führen würde. Damit rückt das Quotenmodell als marktnahes Instrument in den Vordergrund. Doch ein solches sei – neben weiteren Bedingungen – nur dann effizient, wenn es technologieneutral sei und alle erneuerbaren Energien gleichwertig zuliesse. Zudem sollten auch der Ausbau von Grosswasserkraft und erneuerbaren Energien im europäischen Ausland berücksichtigt werden.

Zur Studie

04.02.2014 | Autor Jörg Naumann

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